Petzi, 2014 – 2020

Petzi, 2014 – 2020

Am 25.08.2020 haben wir mit unserem Kater Petzi ein Familienmitglied, einen Freund, Therapeuten und Coach verloren

Im Frühsommer 2014 schlich in unserem Garten immer wieder ein junger, sehr scheuer und hungriger schwarzer Kater herum. Wir beschlossen, ihn zu füttern mit dem Hintergedanken, dass wir bald sein Vertrauen gewinnen werden. Darin hatten wir uns aber schwer getäuscht. Petzi – wie wir den Kater nannten –  lief in den ersten Wochen sogar davon, wenn wir ihm nur durch das Fenster beim Fressen zuschauten. So vergingen die Monate und Petzi kam zwar jeden Tag zum Fressen, ließ uns aber nicht in seine Nähe und verbrachte den ganzen Winter 2014/15 im Freien. Zum Fressen kam allerdings nicht nur er allein, weil sich die – bei Bedarf beheizbare – Futterstelle in der Katzen-Community herumgesprochen hatte. Petzi musste sich also das Futter mit bis zu vier weiteren obdachlosen Katzen teilen. Im Frühjahr 2015 gelang es uns zwar ab und zu Petzi mit Futter ins Haus zu locken, er flüchtete aber panisch, sobald wir ihm zu nahe kamen. Im Herbst 2015 waren wir kurz davor vor seiner Scheu zu kapitulieren und uns damit abzufinden, dass er eben einen weiteren Winter im Freien verbringen müsse.

Das Wunder geschah am 19. November 2015: Petzi ließ sich erstmals am Kopf kraulen. Zuerst von Anita, dann von Manfred. Es ist schwer zu sagen, wer von uns dreien am aufgeregtesten war. Schon einen Tag später saß Petzi bereits bei uns auf einem freien Sessel beim Küchentisch. Damals stellten wir fast überrascht fest: „Jetzt haben wir eine Katze!“.

Petzi erkundete in den nächsten Tagen und Wochen vorsichtig das Haus und eroberte nach unseren Herzen auch nach und nach seine Plätzchen und wir erlernten gemeinsam unser neues Zusammenleben. Aus dem scheuen Streuner wurde innerhalb von ein paar Wochen ein Schmusekater, der immer weniger Zeit draußen verbrachte und immer mehr unsere Nähe suchte.

Bereits ein halbes Jahr nach seinem Einzug musste Petzi seine Alleinstellung als Hauskater mit Herrn Flausch teilen, der bei uns ausgesetzt worden war. Auch wenn der kleine wilde Herr Flausch nach und nach immer heimeliger wurde, so blieb immer klar, wer die Nummer Eins war. Daran ließ Petzi keinen Zweifel aufkommen und Herr Flausch akzeptierte es augenzwinkernd. Der Kontrast zwischen den beiden hätte nicht größer sein können: der wilde, ungestüme und freche Herr Flausch, und der sanfte, kuschelige und brave Petzi. Beide haben jeder auf seine Weise unser Leben bereichert.

Petzi war nach kurzer Zeit aus unserem Haus, Alltag und Leben nicht mehr wegzudenken. Er begleitete Anita als Assistent in die Praxis, begrüßte Manfred nach einem anstrengenden Arbeitstag mit einem freudigen Schnurren und in der Nacht genossen wir sein tiefes Atmen und beruhigendes Schnarchen. Er war immer bei und um uns und wir dachten immer für ihn mit. So stellten wir beim Essen im Garten immer drei Sessel auf – wenn Herr Flausch zuhause war, auch mal vier. Auch aus dem Urlaub bekam Petzi immer eine eigene Ansichtskarte.

Petzi ist uns passiert, es hätte uns aber nichts Besseres passieren können. Nun mussten wir uns nach nicht einmal fünf Jahren unerwartet – nach wenigen Tagen gesundheitlicher Probleme – für immer von ihm verabschieden. Er fehlt uns sehr.

Von Marc Twain ist folgendes Zitat überliefert:
Ich hatte einmal eine wirklich außerordentliche Katze.
Sie hatte mehr Herz und Verstand als irgendein Mensch
und eine ungeheure Würde.